Dushi Curaçao

Zur letzten Schichtübergabe haben wir Bonaire hinter uns gelassen und sind im Süden von Klein Curaçao. Der Leuchtturm blinkt unermüdlich und warnt mich Abstand zu halten. 2 Stunden später, pünktlich zum Morgengrauen, sind wir dann hinter Curaçao. Zwei große beleuchtete Türme lassen mich aus der Ferne vermuten, dass es sich um Hochhäuser handelt. Erst bei der Einfahrt in die Lagune von Spaanse Waters sehe ich, dass es ein riesiges Bohrschiff ist. Curaçao hat eine eigene Raffinerie, die schon etwas in die Tage gekommen ist. Diese hat mal vor allem Öl aus den flachen Gewässern Venezuelas verarbeitet, welches dann über einen Hochseehafen verschifft wurde. Mit den Sanktionen gegen Venezuela ist dieses Geschäft weggebrochen und es wird seit 2019 nach einem neuen Betreiber gesucht.

Die Einfahrt in die Lagune von Spaanse Waters ist sehr schmal und auf einer Seite seicht. Zum Glück wird es gerade hell, im Finsteren wäre es sehr schwierig gewesen die Einfahrt auszumachen, da sie nicht befeuert ist. Die Untiefen im Kanal sind mit unbeleuchteten kleinen Bojen markiert. Auch diese wären in der Nacht schwer zu erkennen gewesen. Schon jetzt erkennt man den Kontrast zu den Karibikinsel, welche wir bisher besucht haben. Es gibt kaum Erhebungen und die trockene, karge Landschaft mit vielen Kakteen, lässt auf wenig Regen schließen. Wir lassen den Anker erfolgreich in erster Reihe zum kleinen Hafen in der Lagune fallen, damit haben wir einen kurzen Anfahrtsweg zum Dinghydock.

Die Gefühlslage gegenüber Curaçao bzw. den ABC Inseln lässt sich ca. so zusammenfassen: Zuerst waren wir etwas unglücklich aus zeitlichen Gründen nicht alle drei Inseln oder zumindest zwei besuchen zu können. Als wir uns näher mit Segelberichten befasst haben, haben wir uns kurz gefragt warum wir hier überhaupt herkommen und waren froh doch noch für die San Blas Inseln in Panama versichert zu werden. Auf Curaçao gibt nur Spaanse Waters wo man länger als 3 Tage ankern darf, für alle anderen Buchten braucht man ein Permit um 25 USD um exakt 3 Nächte bleiben zu dürfen. Die Einreise auf Aruba mit dem Boot ist teuer und die Möglichkeiten ähnlich. Also war es vor allem ein spezielles 4-tägiges Tauchtraining, dass uns schlussendlich zumindest für ein paar Tage auf Curaçao bringen sollte.

Da Spaanse Waters abseits vom Schuss liegt, man für das Einklarieren nach Willemstad muss und die Tauchschule mittig (nicht am Meer) auf der anderen Inselseite liegt, haben wir uns ein Auto gemietet. Wir machen das Boot fertig, frühstücken und dann wird uns das Auto direkt zum Dinghydock zugestellt. Wir bekommen einen chinesischen Great Wall statt des bestellten Kia Picato, da von diesem zu viele Teile gestohlen werden und wir das Auto nur auf der Straße parken können. Das Autokennzeichen mit den netten bunten Häusern lässt uns auf mehr hoffen. Zunächst geht es zum Einklarieren nach Willemstad. Am Weg sehen wir dann auch die ersten netten bunten Häuser. Wir parken zentral und gehen wie gewohnt zuerst zum Zoll. Der befindet sich in Willemstad direkt im Zentrum. Wir schlendern zwischen den netten alten Gebäuden durch. Die Geschäfte, eindeutig auf die Kreuzfahrtgäste ausgelegt, muten allerdings weniger einladend an.

Beim Zoll angekommen stehen wir vor verschlossenen Türen mit einem Out of Office Schild. Mit der Telefonnummer fangen wir nichts an, da wir hier kein Roaming haben. Zum Glück kommt ein Beamter und lässt uns hinein. Nach einem kurzen Gespräch erklärt uns eine Zollbeamtin, dass wir hier zuerst zu Immigration müssen. Gibt uns aber den WLAN Code damit wir über WhatsApp anrufen können, sobald wir wieder hier sind. Theoretisch ist der Weg zur Einwanderungsbehörde nicht weit. Einmal über die Königin Emma Brücke, eine schwimmende Fußgängerbrücke, die sich mittels einem kleinen Schiffsmotor schwimmend wegklappen lässt, dann nach rechts entlang des Flussufers auf der anderen Seite bis ans Ende. Relativ rasch merken wir, dass das Tor zum Hafenbereich geschlossen ist. Versuche über andere kurze Wege ans Ziel zu gelangen scheitern ebenfalls. Die Sonne steht in der Zwischenzeit am Zenit und es ist brütend heiß. In Summe brauchen wir 40 Minuten bis zu Immigrations. Der größte Teil des Weges führt uns durch die zweite Reihe von Willemstad, die noch immer gesäumt von hübschen Häusern ist, und nur der letzte Teil führt an der stinkenden Raffinerie vorbei. Trotz allem gibt es eine große intakte „Altstadt“, an welcher zu erkennen ist, dass die Insel (wie auch Aruba und Bonaire) nicht in der Hurrikanzone liegt und es auch keinen Vulkan gibt.    

Am Rückweg zu Customs stärken wir uns in Mayras Kitchen, einem netten Lokal abseits der Kreuzfahrttouristenreichweite und speisen hervorragend. Die Beamten sind alle äußerst freundlich und die Formalitäten, wenn man mal dort ist, sind schnell erledigt. Da wir das Wort “Dushi” überall lesen und hören, fragen wir den netten Zollbeamten was das denn eigentlich heißt. Er erklärt uns, dass es süß heißt. In Curaçao wird es aber für alles mögliche verwendet und auch alle Mädchen und Frauen werden mit Dushi angesprochen. Das ist aber nicht gleich ein Flirtversuch sondern heißt dann so viel wie “mein liebes Fräulein”. Danach geht’s nochmal den Rest der Stadt erkunden, der ein wenig ausgestorben wirkt am Sonntagnachmittag. Allerdings gibt es immer wieder schöne Ecken und Gassen und Kunst ist allgegenwärtig. Am Weg entdecken wir, dass gerade der letzte Tag des Curaçao Film Festivals ist, also kaufen wir uns Tickets und sehen uns einen unterhaltsamen Film über eine ältere iranische Frau, die sich nochmal verliebt, mit tragischem Ende an.

Ziemlich tot fallen wir ins Bett und der nächste Tag soll früh beginnen, schließlich müssen wir noch zur Hafenbehörde bevor wir um 9:00 Uhr im Tauchshop sein sollen.

In einem Early Start geht’s um 7:30 Richtung Hafenbehörde. Der Verkehr auf Curaçao ist nicht so schlimm wie auf Martinique, aber auch nicht zu unterschätzen. Bei der Hafenbehörde geht alles flott und wir schaffen es kurz nach 9:00 Uhr im Tauchshop zu sein. Schnell merken wir, der Name der Tauchschule ist Programm: Relaxed Guided Dives. Wir bekommen erstmal Kaffee aufgetischt und in Ruhe wird alles bequatscht. Wir lernen Katrin, eine Österreicherin kennen, die hier mit Pieter und Liam, den Eigentümern, arbeitet. Mit Katrin hatte ich bereits intensiven Kontakt über WhatsApp bezüglich unserer Kurse. Wir verstehen uns gut und stellen einen ungefähren Plan für die Woche auf. Romana macht ihren Open Water Diver mit Katrin, der voraussichtlich 2 Tage in Anspruch nehmen wird. Ines und ich starten mit Nitrox tauchen (ein Luftgemisch mit höherem Sauerstoffanteil, um länger in der Tiefe bleiben zu können), machen dann mit dem Deep Diver weiter, wo wir bis auf 40 m tauchen dürfen und schließen planmäßig mit 3 Dekompressionstauchgängen (Tauchgänge bei denen es geplante Dekompressionsstopps gibt, um den angesammelten Stickstoff abzubauen) ab. Das Ganze dauert mindestens 4 Tage.

Heute geht es nach Kokomo Beach für unsere ersten zwei Tauchgänge. Wir packen die Flaschen und das Equipment ein und düsen mit den Autos zum Strand. Für uns sind es die ersten Shoardives, also Tauchgänge direkt vom Land aus. Wir ziehen uns beim Auto an und watscheln mit dem ganzen Equipment über den Strand. Es begrüßt uns traumhaftes türkises Wasser. Wir schwimmen ein Stück hinaus und dann geht es hinab ans Riff. Am Weg sehen wir noch ein Seepferdchen gemütlich herumhängen, ein seltener Anblick. Die Unterwasserwelt  ist ein willkommener Kontrast. Nach Tagen von rauschenden Wellen, sprühender Gischt, Geschaukel und dem ständigen zischeln des Windes, ist es auf einmal völlig ruhig. Man hört nur mehr das blubbern seiner Atemblasen und den Wellengang erkennt man nur, wenn man nach oben sieht. Völlig ruhig kann man im Wasser liegen und den Fischen bei ihrem Treiben zusehen. Nach dem ersten Tauchgang gibt’s eine lekkere (wie der Holländer sagt) Stärkung im Restaurant von Kokomo Beach. Dann geht’s für Ines und mich mit Nitrox ins Wasser. Wir suchen nochmal das Seepferdchen um es Romana und Katrin zu zeigen und Pieter unser Guide findet es tatsächlich noch einmal. Es scheint ein trächtiges Männchen zu sein. Ines sieht noch eine Schildkröte und ansonsten sehen wir noch einige Barrakudas. Romana bringt ihre Übungen zufriedenstellend hinter sich und wir sehen sie am Ende unseres Tauchgangs schon am Riff gemeinsam mit Katrin. Zum Abschluss geht’s noch an die Strandbar. Wir trinken noch 2 Dekobier/Aperol mit Katrin und Pieter, bevor sich die zwei mit unserem Equipment zurück zum Tauchshop aufmachen und es für uns waschen. Das lässt uns Zeit für ein weiteres Getränk und einen Ausklang bei Sonnenuntergang am Strand.

Als die Bar die Rollladen hinunterfährt, begeben wir uns mit Sack und Pack zu einem der Strandbetten. Ines und ich wollen ein Foto auf der Strandschaukel und wandern ein Stück weg. Romana will gerade zu uns stoßen, nachdem sie fertig telefoniert hat, als Ines, mit ihr redend, im Hintergrund sieht wie jemand unseren Rucksack packt und damit ins Gebüsch läuft. Sie schreit Romana zu: „Der Rucksack!“ Und die beiden laufen dem Täter nach. Ich brauche 2 Minute  um zu verstehen was passiert ist, dann laufe ich den beiden nach. Oben am Hügel treffe ich Romana alleine ohne Schuhe, als ich sie frage was passiert ist und wo Ines ist meint sie der Rucksack sei gestohlen worden und der Weg habe sich geteilt und Ines sei den anderen Weg gelaufen. Ich bleibe bei Romana und wir laufen ein wenig noch vom Weg entlang. Zwei Wanderer erzählen uns sie hätten den Täter mit Rucksack gesehen. Immerhin wissen wir, dass er nicht bei Ines ist. Wir laufen den Weg entlang, Romana barfuß und ich in Flip Flops und überlegen was im Rucksack ist. Es stellt sich heraus, dass wir Glück im Unglück hatten. Es ist „nur“ Romanas Geldbörse mit ein wenig Bargeld drinnen. Wir haben alle Handys, Autoschlüssel, Bootsschlüssel, Pässe und unsere zwei Geldbörsen. Nach kurzer weiterer Verfolgung kann ich sie überzeugen, dass es keinen Sinn hat einem ortskundigen in gutem Schuhwerk nachzulaufen und wir drehen um. Am Strand tauschen wir uns kurz mit Ines und den Security Guards aus, denn eigentlich kommt man zum Strand nur durch ein Tor, da es ein privater Beach Club ist. Romana sperrt vor Ort im WLAN noch ihre Karten. Wir fahren zur Polizei um Anzeige zu erstatten. Der Polizist nimmt sich Zeit und nimmt alles penibel auf, nach einer Stunde sind wir fertig. Auch an diesem Tag fallen wir müde ins Bett.

Am nächsten Tag tauchen wir an einem der schönsten Strände Curaçaos: Playa Cas Abao. Der Sand ist unglaublich weiß und das Wasser kitschig türkis. Romana taucht wieder mit Katrin während wir mit Pieter unseren Deep Dive machen. Auch auf 40 Meter ist es noch immer sehr hell und der weiße Sand erinnert uns an eine Schipiste. Nach einem schnellen Mittagessen an der Strandbar fahren wir einen Strand weiter nach Playa Dushi. Dort sind wir komplett alleine, da dieser in einer bewachten Wohnsiedlung ist. Hier tauchen wir alle zusammen. Den Nachmittag lassen wir gemütlich in der Tauchschule ausklingen und wir stoßen auf Romanas Open Water Diver mit Schladminger Zirbenschnaps an.

Am nächsten Tag können wir zum ersten Mal ausschlafen, denn es stehen keine Tauchgänge sondern nur eine Theorieeinheit am Nachmittag zum Dekompressionstauchen an. Wir beschließen noch einmal nach Kokomo Beach zu fahren und den gesamten Wanderweg abzugehen, vielleicht finden wir doch noch unseren Rucksack, wenn wahrscheinlich auch ohne Geldbörse. Der Weg führt entlang der Steilküste zu einem kleinen Strand fast schon einer Grotte. Danach gehen wir weiter in Richtung Straße, da wir annehmen, dass der Dieb dort geparkt hat. Der Weg wird weniger steinig und mehr erdig und wir gehen durch einen kleinen Kaktuswald. Zwischendurch halten wir immer wieder Ausschau nach dem Rücksack im Gebüsch. An der Straße angekommen teilen wir uns auf und suchen beide Straßenseiten ab, doch bis auf Curaçaos Müllproblem können wir im Straßengraben und im Gebüsch nichts finden. So viel Müll, haben wir bisher auf noch keiner Insel gesehen. Von normalen Plastikmüll, über große Farbkanister, originalverpackte aber zerbrochene Fliesen bis zu einer alten Kassa und sogar ein Lenkrad ist alles dabei. Wir haken die Rucksackgeschichte ab und genießen noch ein paar Stunden am Strand, bevor es in die Tauchschule geht.

In der Tauchschule lernen wir Wolfgang vom Tauchshop Klagenfurt kennen. Damit befinden sich zumindest kurzzeitig mehr Staatsangehörige unseres kleinen Binnenlandes in diesem Tauchshop, als Andere. Wolfgang wird mit uns den Dekompressiondiver machen und gleichzeitig Pieter zum Instruktor für den Kurs final ausbilden. Zunächst gibt es also noch einmal eine Theorieeinheit von ihm. Er prüft noch einmal, ob wir verstanden haben wie sich Stickstoff im Körper auf- und abbaut, rechnet mit uns den Luftverbrauch für einen Tauchgang und prüft unser Equipment. Danach sitzen wir noch bei ein paar Bier zusammen und plaudern. Da wir am nächsten Tag drei Tauchgänge geplant haben und Wolfgang einen geschäftlichen Termin hat, schaffen wir den Absprung rechtzeitig. Am Boot gibt’s noch ein letztes Getränk und dann geht’s ab ins Bett.

Der Donnerstagmorgen startet mit Stau am Weg zum Tauchshop. Dort angekommen testen wir den Sauerstoffgehalt unserer Nitroxflaschen, Romana bekommt noch einen Nitroxcrashkurs und dann geht’s zum Kreuzfahrtpier. Weil heute keine da sind, kann man am Wrack der Superior tauchen. Ein Frachter der mit Jeans und Rum beladen kurz vor dem Ziel 1977 gesunken ist. Tauchlehrer Liam erzählt, dass der Andrang der Lokalbevölkerung, aufgrund der Ladung groß war. Es sollen sogar einige beim Freitauchen (um Waren zu ergattern) umgekommen sein, kein Wunder liegt das Wrack doch auf 30 m Tiefe. Der Einstieg über den leeren Kreuzfahrtpier ist speziell. Unterwasser tauchen wir zwischen den Stützpfeilern durch Richtung Wrack. Dazwischen ist ein nettes Riff mit vielen bunten Fischen. Das Wrack sieht aus der Ferne imposant aus. Wir tauchen in die leeren Frachträume, überall haben es sich Schwämme und Fische gemütlich gemacht. Über dem Wrack hängt ein ganzer Schwarm großer Tarpune. Zum Schluss geht’s noch durch die Brücke und Küche des Schiffes bevor wir wieder zurück müssen. Am Rückweg entdeckt Ines noch eine Kreuzfahrtkarte und einen Oktopus der sich unter einem Felsen versteckt.

Für den zweiten Tauchgang stößt Wolfgang zu uns. Heute gibt es eine Skillsession. Für das Dekompressionstauchen bekommen wir jeder noch eine extra kleine Flasche, die mit höherem Sauerstoffgehalt angereichert ist, um die Dekompressionszeit zu verringern. Wir lernen die Handhabung damit über und unter Wasser, neue einhändige Handzeichen und noch einige andere Dinge. Als wir damit zur Zufriedenheit von Pieter und Wolfgang fertig sind, dürfen wir nochmal zum Wrack. Diesmal tauchen wir erst spät hinunter und so erhaschen wir ein gutes Bild vom ganzen Wrack. Es wird unser längster Tauchgang mit beinahe 1:30 Stunden. Den Nachmittag verbringen wir im Tauchshop und versuchen unsere digitalen Tauchkurse fertig zu machen, essen eine Kleinigkeit und zahlen, da wir morgen nicht mehr in den Tauchshop kommen. Zahlen ist auf Curaçao mühsam, die Karibischen Gulden mögen unsere österreichischen Karten nicht und in USD zahlen alle drauf. Am Ende bleibt uns nichts anderes übrig als in USD zu zahlen.

Kurz vor Sonnenuntergang, trudeln noch einige Holländer aus dem Krankenhaus, Kollegen von Pieter und Hans, für den Nachttauchgang ein. Wir plaudern kurz und packen dann alles für den Nachttauchgang. Mit zwei Autos fahren wir zum Strand. Nachdem das zweite Auto auf einem rustikalen Stück zwischen Sand und Kakteen stecken bleibt und wir es erst mit vereinten Kräften durch Anschieben wieder befreien können, kommen wir später als geplant an. Die Sonne ist schon untergegangen bis wir das Wasser betreten. Heute steht ein besonderes Spektakel an. Wir wollen den Ostrakoden, winzig kleinen Muschelkrebsen, zusehen wie sie ein biolumineszierendes Spektakel zur Paarung vollziehen. Dazu führt uns Pieter zu einem Sandplatz wo wir uns auf den Knien niederlassen und alle Lichter abdrehen. Nach einiger Zeit sieht man überall vertikale Lichterketten: zuerst sieht man ein einzelnes Licht, dann erleuchtet weiter unten das nächste und wieder im selben Abstand das nächste Licht, bis es wie leuchtende Perlen auf einer Kette aussieht. Nachdem wir das magische Spektakel eine Zeitlang beobachtet haben, tauchen wir noch ein Stück ohne Lampen zurück. Im Finsteren ist jede Bewegung umhüllt von Leuchtplankton. Wir fühlen uns wie Tinkerbell (von Peter Pan) umgeben von Glitzerstaub. Auch am Rückweg ist immer noch um uns herum das Spektakel der Ostrakoden, die aussehen wie Lichterketten. Es ist wirklich magisch und erstaunlich wie sich die Augen an wenig Licht anpassen können. Nachdem unser Equipment verstaut ist und wir umgezogen sind, gibt’s noch ein Bier zusammen am Strand. Danach geht’s zurück in den Tauchshop. Kurz alles waschen, eine Kleinigkeit essen und zwei kleine Bier später sind wir spät nachts am Heimweg.

Der nächste Tag wird anstrengend. Um 7 Uhr sind wir am Weg zu Immigration um auszuklarieren, denn wir wollen am Samstag los. Es ist Karfreitag und zum Glück kein Verkehr. Wie schaffen Immigrations schnell und hoffen, den Zoll auch noch erledigen zu können. Die Zollbeamten sind gerade noch unterwegs und aus den versprochenen 20 min bis zu ihrer Rückkehr wird allerdings eine undefinierte Zeit und wir müssen zurück nach Spaanse Waters, um unser Auto zurückzugeben und rechtzeitig aufs Tauchboot zu kommen. Die Autoabholung verzögert sich klassisch karibisch auch noch um eine Viertelstunde, kein Problem auch am Tauchboot hat keiner Stress. Nachdem alles verstaut ist geht’s los. 3 Tauchgruppen sind mit an Board und es geht an den Eestpoint, ans östlichste Ende von Curaçao.

Ines und ich absolvieren unsere Dekompressionstauchgänge. Dabei ist wichtig, dass wir unsere Tauchzeit in der Tiefe immer im Auge behalten. In der Tiefe reichert sich Stickstoff in den verschiedenen Körpergeweben an. Bei normalen Tauchgängen hält man sich nur solange in der Tiefe auf, um jederzeit (ohne Dekompressionsstopps) wieder auftauchen zu können. Wir bleiben bei unseren Tauchgängen länger in der Tiefe und gehen absichtlich über das No Decompression Limit und haben geplante Dekompressionsstopps bei denen der angereicherte Stickstoff wieder abgebaut wird. Dabei ist die Planung wichtig, denn man kann nicht jederzeit einfach wieder auftauchen. Wir machen daher einen Tauchplan, um am Ende genügend Luft übrig zu haben, den wir auch strikt befolgen. Wir haben außerdem eine extra Flasche mit angereicherten Sauerstoff (Nitrox) dabei, auf die wir bei den Dekompressionsstopps wechseln, um den Stickstoffabbau zu beschleunigen. Beim ersten Tauchgang konnten wir so 15 Minuten auf 40 m Tiefe bleiben statt normalerweise nur 9 Minuten ohne Dekompressionsstopps.

Nachdem der erste Tauchgang zu Wolfgangs Zufriedenheit verläuft, dürfen wir beim zweiten sogar kurz die invasiven Feuerfische jagen. Da wir nicht an die No Decompression Time gebunden sind, können wir tiefer und länger tauchen als der Rest der Gruppe und finden ein paar gut versteckte Exemplare. Auch beim zweiten Tauchgang verläuft alles nach Plan und wir kommen sicher wieder an die Oberfläche.

Zurück in Spaanse Water gibt es nach einem kurzen Debriefing von Wolfgang für uns auch offiziell das Decompression Diver Zertifikat und Pieter darf den Kurs zukünftigt anleiten. Wir verabschieden uns von Wolfgang und ich mache mich auf zum Customs Office. Ines und Romana waschen in der Zwischenzeit das ganze Tauchzeug und starten mit dem Abendessen. Zum Abschied kommen noch Pieter, Katrin und Hans von der Tauchschule vorbei. Beim gemeinsamen Essen und Trinken lassen wir den Abend ausklingen und verabschieden uns von unseren neuen Bekanntschaften und auch schon in einer Weise von Curaçao, denn morgen geht es für uns weiter. Unser Eindruck: dushi Curaçao, der Abschied fällt schwer.

Abschiedsessen mit Pieter, Katrin und Hans an Bord der Vaquita

Nützliche Tipps:

  • Curaçao und auch die anderen ABC Inseln sind nicht unbedingt ein klassisches Seglerparadies im Sinne von es gibt viele Möglichkeiten unkompliziert einsame Buchten zu erkunden. Das Einklarieren ist etwas komplizierter bzw. auf Aruba auch teuer. Die Auswahl an Buchten in denen man ankern darf bzw. die Regeln dafür sind mühsam. Trotzdem haben die Inseln ihren Charme, wenn man das Boot als Basis nützt. Das Klima ist sehr trocken und liegt außerhalb der Hurrikanzone, weswegen die Inseln beliebt sind, um das Boot über die Hurrikansaison zu parken. Curaçao bietet einiges an Land- und Unterwasseraktivitäten und auch Willemstad ist einen Besuch wert. Es gibt herrliche Landschaften zum Wandern, traumhafte Strände und großartige Tauchspots, welche sich hervorragend selbst erkunden lassen. Da man mit dem Boot bewegungseingeschränkt ist, fanden wir es sehr nützlich ein Auto zu mieten.

  • Einklarieren muss man in Willemstad zuerst bei Immigration (Rote Stecknadel auf Karte), bei uns war der direkt Weg versperrt (rotes Kreuz auf Karte unten) und wir mussten einen langen Umweg gehen. Wenn man ein Auto hat, lohnt es sich direkt zu Immigrations zu fahren. Immigrations verwendet folgendes Formular: OFFICIAL Digital Immigration Card Curaçao. Private Jet als Ankunftsmittel auswählen mit Flugnummer 000 und Port of embarcation: not listed. Die Hafenbehörde ist direkt neben Immigrations. Dort zahlt man 25 USD für 3 Monate Ankererlaubnis in Spanish Waters. Alle anderen Ankerbuchtpermits kann man ebenfalls dort beantragen. Man muss genau die Tage (max. 3) angeben und zahlt pro Permit 25 USD. Customs auf Curaçao verwendet Sailclear. Alle Beamten waren sehr freundlich und hilfsbereit. Ausklarieren muss man nur bei Immigrations und Customs in den der genannten Reihenfolge. Beim Customsoffice gibt es WLAN mit dem Passwort Test2020 (als wir dort waren). Die Zollbeamten hängen gern ein Schild aus, dass sie nicht da sind. Einfach über WhatsApp anrufen hier die Nummer: +599 9 677 9440. Der Engpass ist am Wochenende die Hafenbehörde, die geschlossen ist. Man sollte trotzdem Immigration und Zoll erledigen und am nächsten Werktag bei der Hafenbehörde erscheinen.

Öffnungszeiten:

Hafenbehörde:
Montag bis Donnerstag: 7:30 - 11:30 und 13:30 - 16:00
Freitag: 7:30 - 11:30 13:30 - 15:30

Immigration: Montag bis Sonntag 7:00 - 21:00

Customs: Montag bis Sonntag 6:00 - 22:00

  • Wir haben unser Auto bei RENT A CAR ON CURACAO | BOOK YOUR RENTAL CAR CURACAO ONLINE gebucht. Das hat 290 EUR für 5 Tage gekostet inklusive Anlieferung und Abholung nach Spanish Waters.

  • Es gibt diverse Tauchshops auf der Insel. Wir waren mit Relaxed Guided Dives - Dive Shop - Scuba Diving on Curacao tauchen, die auch einfach per WhatsApp zu kontaktieren sind (+599 9 522 1810). Eine sehr entspannte und kompetente Gruppe an Tauchern, die auch anspruchsvollere Kurse lehren. Es gibt auch immer wieder Spezialtauchgänge z.B. an der Windwardseite, Ostracots, Bootstouren zum Eestpoint oder Klein Curaçao, dazu am besten einfach anfragen. Wenn man einfach nur tauchen gehen mag funktioniert das sehr kostengünstig auf Curaçao und soweit wir gehört haben auch auf Bonaire. Man mietet sich ein Auto und holt sich die Tanks und begibt sich selbst zu den Tauchspots. Meist marschiert man einfach vom Strand direkt ins Wasser, schwimmt ein paar Meter und ist dann direkt am Riff. Relaxed Guided Dives bietet das unter anderem an und hat einen Kompressor um Tanks zu füllen. Man kann dort auch die möglichen Tauchspots mit den Tauchlehrern besprechen. Es gibt jede Menge gute und einfache Tauchspots.

  • Auf Curaçao kann man hervorragend proviantieren. Die Supermärkte haben ein großes Angebot an europäischen Lebensmitteln und die Preise sind überschaubar.

  • Zahlen ist mühsam. Die lokale Währung wurde von unseren Kreditkarten nicht akzeptiert und wir haben selbiges auch von den meisten anderen Ausländern gehört. Man muss die lokalen Preise daher nochmal ein wenig beaufschlagen, da man alles in USD zahlen muss, außer man hebt Bargeld ab. Wenn man direkt auf die San Blas Inseln weiterfährt, empfiehlt es sich ordentlich Bargeld in Form von USD mitzunehmen, diese kann man an den meisten Bankomaten abheben.

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