Von Martinique nach Curaçao
Es stehen mal wieder ein paar Bootsarbeiten an. Nachdem uns Lena und Raphi wieder verlassen haben, erledigen wir noch ein paar Dinge bevor unsere Freundin Romana nur 2 Tage später an Bord kommt. Eines der größten Projekte ist das Reparieren der Genoa (Vorsegel). Diese ist schon sehr alt und hat keinen vernähten Sonnenschutz, weshalb wir immer extra die Persenning (einen langen Schlauch aus UV beständigen Material) drüberziehen, wenn wir sie nicht brauchen. Allerdings dürften das so einige Voreigner nicht gemacht haben, wenn man merkt, dass der Segelstoff, dort wo die Sonne im aufgerollten Zustand hinkommt, nicht mehr komplett intakt ist und schon einige kleinere Risse hat. An der Naht ist es stellenweise schon komplett aufgerissen. Um Schlimmeres zu vermeiden, wollen wir die betroffenen Stellen mit einem Segeltape kleben. Das klappt soweit mal ganz gut und wir beschließen noch etwas mehr Tape zu bestellen, um es auch von der zweiten Seite noch besser zu fixieren. Außerdem nähe ich (Ines) noch die weiteren Gastlandflaggen. Wir wissen noch nicht ganz genau, welche Länder wir tatsächlich erkunden werden und so nähe ich sicherheitshalber mal alle 4: Bonaire, Curaçao, Aruba und Panama. Ansonsten gehen wir noch einkaufen, räumen das Boot zusammen und richten Romanas Schlafplatz her, die uns bis nach Panama begleiten wird. Wir holen Romana am Abend von der Bushaltestelle ab und gehen noch gemeinsam Essen. Danach fallen wir alle müde ins Bett. Morgen wollen wir aus der Marina rausfahren, nur wohin genau wissen wir noch nicht: entweder in die nächste Bucht oder doch gleich nach Curaçao, denn das Wetter schaut dafür ganz gut aus.
Unsere Überfahrt von Martinique nach Curaçao in Zahlen:
Distanz: 510 Seemeilen, davon unter Segel: 505 Seemeilen
Motorstunden: 1 Stunde 54 Minuten
Zeit: 3 Tage 19 Stunden 54 Minuten
Durchschnittsgeschwindigkeit: 5,5 Knoten
Tierwelt: ein Vogel ist über Nacht auf unserem Bimini mitgefahren, Tölpel haben unseren Fischköder attackiert
Martinique - Curaçao Tag 1
Wed Apr 09 2025 17:55:00 GMT-0400 (Bolivianische Zeit)
Um 11:16 Uhr legen wir zusammen mit Romana, die gestern Abend erst in Martinique angekommen ist, vom Steg der Marina Le Marin ab. Wohin es genau geht ist noch unklar: entweder 5 Seemeilen raus in die nächste Bucht oder doch 500 Seemeilen nach Curaçao. Wir wollen es am Weg raus aus dem Kanal entscheiden. Doch zuerst fahren wir noch zur Tankstelle, besorgen noch etwas Diesel und tauschen 2 unserer leeren Gasflaschen gegen volle. Dann geht’s los und wir entscheiden uns doch gleich zu fahren anstatt erst morgen in aller Früh. Wir jausnen noch schnell etwas - Romana hat Nussbrot aus Österreich mitgebracht und das schmeckt besonders gut. Wir kochen Kürbis Maccaroni and Cheese vor, bevor die Welle zu sehr zunimmt. Die merken wir immer mehr, sobald wir aus der schützenden Landabdeckung heraussegeln. Wind und Welle sind aber sehr moderat mit achterlichen 16 Knoten und 1,5 m Wellenhöhen. Trotzdem müssen wir uns alle drei wieder an das Geschaukel gewöhnen.
Distanz bis Curaçao: 474 nm
Essen: richtig gute Jause, Kürbis Mac’n’Cheese
Martinique - Curaçao Tag 2
Thu Apr 10 2025 12:48:00 GMT-0400 (Bolivianische Zeit)
Die Nacht war recht ruhig. In Peters Schicht fetzen wir richtig. Nur mit der Genoa machen wir 5 Knoten durchs Wasser und zusätzlich schiebt uns die Strömung auch noch mit bis zu 2 Knoten. So machen wir 7-8 Knoten Fahrt über Grund. Dann übernimmt Romana. Es passiert nicht viel in der Nacht - bis dann doch was passiert. Ein Vogel umkreist uns mehrmals. Noch ist nicht klar, ob er nur unsere Ananas mag oder doch landen möchte. Er wagt trotz unserer schnellen Geschwindigkeit viele Landeversuche, bis er dann final auf unserem Solarpanel am Bimini zum Liegen kommt. Durch Wind und Regen rastet er mehrere Stunden bei uns. In Ines Schicht lassen sowohl Wind als auch Strömung nach und so sind wir nur noch mit 4,5 Knoten über Grund unterwegs, aber in der Nacht ändern wir vorerst mal nichts an den Segeln. In der Früh setzen wir dann das Großsegel und nach dem Frühstück baumen wir auch noch die Genoa aus. Am Vormittag geht’s noch flott dahin und zum Frühstück gibt’s ein bekanntes Überfahrtsessen: Quesadillas. Gegen Mittag schläft der Wind in wenig ein und es geht nur mehr langsam voran. Zum Abendessen gibt’s Kochbananen mit Erbsenreis und Spiegelei, denn leider beißt heute kein Fisch an. Danach kommt der Wind wieder ein wenig zurück und so düsen wir im ersten Reff mit 5,5 Knoten gegen Südwesten.
Etmal: 130 nm
Distanz bis Curaçao: 374 nm
Essen: Quesadillas, Kochbananen mit Erbsenreis und Spiegelei
Martinique - Curaçao Tag 3
Fri Apr 11 2025 16:37:00 GMT-0400 (Bolivianische Zeit)
Heute war ein klassischer Spa Day. Da heißt wir haben nicht viel gemacht, aber sind trotzdem sehr gut voran gekommen. Zum Frühstück feiern wir Halbzeit - 250 nm haben wir hinter uns und noch 250 nm vor uns. Trotz unseres ständigen Bemühens fangen wir leider immer nur noch Sargassum Seegras statt Fisch. Highlight des heutigen Tages: Süßwasserdusche im Cockpit für die gesamte Crew. Romanas Highlight: Schokokekse. Peter hatte wieder eine Speckjause. Ines hat die sternenklare Nacht genossen.
Etmal: 141 nm
Distanz bis Curaçao: 233 nm
Essen: österreichisches Schwarzbrot mit Guacamole und Eierspeise, Pitas mit Grillgemüse und Tzatziki
Martinique - Curaçao Tag 4
Sat Apr 12 2025 16:59:00 GMT-0400 (Bolivianische Zeit)
Die Nacht sind wir nur sehr langsam vorangekommen, denn der Wind war weniger als angesagt und auch die zuverlässige Strömung der letzten Tage ist ausgeblieben.
Bei Sonnenaufgang, beim Helligkeit verstellen der Boardanzeigen, dreht plötzlich der Wind, so dass wir uns nahezu im Kreis gedreht haben. So wurde der gerade aufwachende Peter um 7 Uhr von einer motivierten Romana zum Aufstehen gebracht. An Deck konnte das Problem durch das wieder Einschalten des Autopiloten natürlich im Nu gelöst werden. Dieser drehende Wind - oder plötzlich ausgeschaltete Autopilot - ist schon fies…
Nach dem Frühstück merken wir, dass mit unserem Angelköder Buntifax (ein kleiner bunter Tintenfisch) etwas nicht stimmt. Wir wolllen ihn einholen, doch er hat sich anscheinend bei der Aktion in der Früh unter dem Rumpf verfangen. Also Rollen wir die Genoa weg, drehen bei, um die Geschwindigkeit aus dem Boot zu nehmen, und Peter springt mit Tauchermaske, Schnorchel und Flossen ins Wasser. Natürlich ist er mit einer Leine sicher am Boot festgemacht. Schnell kann er das Problem identifizieren: Buntifax’ Haken hat sich in der Gummimanschette unseres Saildrives festgekrallt. Also heißt es tauchen, um den Köder wieder zu lösen. Zum Glück gelingt das gleich beim ersten Anlauf und Peter ist nach dem Frühstück auch gleich frisch geduscht.
Am Nachmittag gibt’s nochmal Action mit Buntifax. Er wird neugierig von Vögeln umkreist und schnell auch physisch ausgekundschaftet. Zuerst mit einigen Versuchen, bei denen die Vögel schnell wieder weg sind, doch dann verhängt sich ein Vogel tatsächlich im Angelhaken und kann sich erst nach 1 min wieder befreien. Er fliegt Gott sei Dank unbeschadet weg.
Heute war ein abenteuerlicher Tag für Buntifax…nur Fisch hat er leider keinen gefangen und so bleibt uns nur ein vegetarisches Restlessen.
Etmal: 124 nm
Distanz bis Curaçao: 110 nm
Essen: Quesadillas mit Guacamole, Eierreis mit Kochbananen und Kürbis
Martinique - Curaçao Tag 5
Sun Apr 13 2025 15:30:00 GMT-0400 (Bolivianische Zeit)
Noch in der Nacht könnten wir die Lichter von Bonaire und Klein-Curaçao ausmachen. In den frühen Morgenstunden sehen wir dann nicht nur die Lichter sondern auch das Land von Curaçao. Uns fällt sofort der Unterschied zu den bisherigen Inseln in der Karibik auf - es ist relativ flach und trocken. Uns erinnert es von der Vegetation her mehr an Griechenland. Wir kommen genau zur rechten Zeit an, denn es geht durch einen engen unbeleuchteten Kanal in die Lagune von Spaanse Water oder Spanish Water. Auch im hellen ist die Durchfahrt erst spät auszumachen. Die Markierungen passen aber gut und so ist die Einfahrt kein Problem. Nach 3 Tagen und 20 Stunden lassen wir den Anker fallen und genehmigen uns gleich zum Frühstück den verdienten Manöverschluck.