Rekordsegler von Curaçao nach Panama

Nach einer Tauchwoche in Curaçao geht es für uns auch schon wieder weiter. Unser Ziel sind die San Blas Inseln in Panama. Um den Gewittern und Fallböen an der kolumbianischen Küste zu entgehen, entschließen wir uns eine 50 Seemeilen längere, nördlichere Route zu nehmen. Dort soll allerdings auch mehr Strömung sein, die uns schiebt - so zumindest die Theorie. Wir sind froh, dass Romana noch an Bord ist und uns bei der Passage unterstützt, denn Peter ist leider kurz vor der Abfahrt krank geworden.

Unsere schnelle Überfahrt von Curaçao nach Panama in Zahlen:

  • Distanz: 716 Seemeilen, davon unter Segel: 712 Seemeilen

  • Motorstunden: 1 Stunde 42 Minuten

  • Zeit: 4 Tage 17 Stunden 07 Minuten

  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 6,3 Knoten

  • Etmalrekord: 178 Seemeilen

  • Tierwelt: Peter wird von einem fliegenden Fisch attackiert

  • Fischfang: Buntifax fängt einen Großaugenthun

Curaçao - Panama Tag 1

Sat Apr 19 2025 21:38:00 GMT-0400 (Bolivianische Zeit)

Um 15:10 lichten wir den Anker in Spanish Water. Wir sind in dem Fall nur Romana und ich (Ines). Peter ist seit der Früh krank und schläft in der Bugkabine. Wenn el Capitan nicht fit ist, müssen eben las Capitanas übernehmen. Romana führt uns sicher aus der Lagune und dann setzen wir auch schon die Segel. Der Wind bläst mit 15 Knoten und wir fahren einen gemütlichen Vorwindkurs in Richtung NW. Unser Ziel sind die San Blas Inseln in Panama. Nach einem schönen Sonnenuntergang essen wir noch unser vorgekochtes Curry. Die Nachtschichten werden wir heute nur zu zweit machen, damit Peter sich auskurieren kann.

Distanz bis Panama: 660 nm
Essen: Chicken Curry mit Reis

Curaçao - Panama Tag 2

Sun Apr 20 2025 16:40:00 GMT-0400 (Bolivianische Zeit)

Nacht der Schrecken:
Die Segelbedingungen sind perfekt für uns: 15-20 Knoten, 1,5 Meter Welle und 1-2 Knoten Strömung lassen uns in Richtung Nordwesten düsen.
Um kurz vor Mitternacht geht Ines ins Bad und putzt Zähne. Als sie die Tür wieder öffnet, sieht sie eine Gestalt im Niedergang stehen und zuckt vor Schreck zusammen. Doch es ist nur Peter, der gerade munter geworden ist. Er übernimmt eine kurze halbstündige Schicht, bevor Romana aufsteht.
Ziemlich genau zur Halbzeit von Romana’s Schicht, als für wenige Sekunden die Augen geschlossen waren, streichelt sie plötzlich etwas an der Hand. Vollkommen verschreckt und in Panik war es dann doch nur Ines die aufs Klo musste und Hallo gesagt hat.
Peter geht früh morgens auf die Toilette als ihn etwas unsanft am Kopf trifft. Es zappelt und hupft irgendwas im Finsteren am Boden. Nach dem ersten Schreck erkennt er, es handelt sich um einen verirrten fliegenden Fisch. Geschreckt hüpft er aus dem Bad, der Fisch zappelnd am Boden. Ines rettet das fehlgeleitete Torpedo und wir können ihn sogar lebend zurück ins Wasser zurückbefördern.

Peter geht es untertags schon viel besser. Er hat kein Fieber mehr, das Halsweh ist besser und er hat auch nicht mehr den Schlafrhythmus einer faulen Hauskatze. So können Ines und Romana etwas Schlaf nachholen. Wir entscheiden uns dafür die etwas längere Route zu nehmen, auf der mehr und konstantere Strömung vorhergesagt ist.

Unverändert: Buntifax jagt primär Seegras anstelle von Fischen! Daher gibt’s zur Osterjause keinen frischen Fisch. Stattdessen essen wir einen bunten Mix aus Eiersalat, Tzatziki, veganen griechischen Salat (wir hatten keinen Feta) und ein paar Noggy Schokoeier (Danke Mama!)

Frohe Ostern ihr Lieben! Hoffentlich hat der Osterhase auch zu euch gefunden.

Etmal: 124 nm (in 21 Stunden)
Distanz bis Panama: 570 nm
Essen: Quesadillas mit Guacamole, Eiersalat, Tzatziki, veganer griechischen Salat und Noggy Schokoeier

Curaçao - Panama Tag 3

Mon Apr 21 2025 12:06:00 GMT-0400 (Bolivianische Zeit)

Let’s fetz!
Die Welle nimmt wie vorhergesagt am Abend auf 2-2,5 m zu. Alles soweit ganz entspannt bis Romana um ca. 22:30 Uhr unfreiwillig zum Seestern wird, als uns eine Welle ganz übel von der Seite packt und ihr durch die offene Luke die Kabine flutet. Nach einer kurzen nächtlichen Schadensbegrenzung verläuft die restliche Nacht relativ ruhig. Kurz funkt Ines noch einen Frachter an, der in Romanas Schicht einen etwas unklaren Kurs fährt, doch am Ende fährt er knapp hinter uns vorbei.
In der Früh gibt es Ostereiersuche, Romana hat uns Milka-Eier versteckt. Die Zeit läuft doch wir können die Eier finden und vernichten bevor sie schmelzen. Wir baumen die Genoa aus und fahren Schmetterling (ein Segel auf jeder Seite). Es fühlt sich zwar an als würden wir auf Eiern fahren, das Etmal zu Mittag sagt jedoch etwas völlig anderes: mit 178 Meilen in 24 Stunden haben wir einen neuen Rekord aufgestellt und was für einen! Es sind gleich 29 Meilen mehr als der bisherige Rekord von 149 nm oder ca. 25 % mehr. Das ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,4 Knoten. Wind (15-25 Knoten) und Strömung (2-3 Knoten) sei Dank!
Kurz nach unserer Etmalfreude schlägt die Dose von unserer Angelleine an. Buntifax hat diesmal (seit Februar) tatsächlich einen Fisch gefangen! Peter zieht mit Mühe die Leine hinein - der muss groß sein! Wir sehen es kurz gelb aufblitzen und denken es ist ein Mahi Mahi. Wir ziehen ihn hoch und sehen, dass es ein ca. 1 m langer Yellow Fin Tuna ist (zumindest glauben wir das zuerst, er stellt sich später als Großaugenthun heraus). Mit sehr guter Arbeitsteilung ist er in knapp einer Stunde geviertelt in der Kühlung! Das Essen der nächsten Tage ist ganz gemäß Peters Vorliebe: Fisch, mit Fisch und Fisch (wir verkaufen es einfach als Wagyu des Meeres - dann isst er es bestimmt sehr gerne)
Auf die 3 Feierlichkeiten (Etmal, Buntifax’s Fang und Halbzeit der aktuellen Überfahrt) gibt es einen J.M. Terroir Volcanique aus Martinique.
Danach stellen wir noch die Uhren auf Panama Zeit um, also eine Stunde zurück. Die Differenz zu Österreich beträgt jetzt 7 Stunden.
Zum Sonnenuntergang ist es dann endlich so weit - Bergfest. Die halbe Distanz ist geschafft. Für die zweite Hälfte werden wir aber länger brauchen, da weniger Wind und auch weniger Strömung vorhergesagt ist.

Etmal: 178 nm (schnellstes Etmal auf der Reise)
Distanz bis Panama: 394 nm
Essen: Eiersalat, Pitas mit Tzatziki, Gurke und Paradeiser und Hühnercurry

Curaçao- Panama Tag 4

Tue Apr 22 2025 17:24:00 GMT-0400 (Bolivianische Zeit)

Die Nacht war recht ruhig, wenn auch die Welle mit 2,5 m recht hoch war. Das erwähnenswerteste war das schöne Sternenmeer über uns. Erst in der Früh merken wir die Attacken von der Steuerbordseite. Insgesamt liegen 17 Fliegende Fische vom großen Kaliber (ca. 10 cm lang) an Deck. Fisch an Bord haben wir jetzt tatsächlich im Überfluss. Über den Tag nimmt die Welle immer weiter ab, auch wenn trotzdem immer wieder eine dabei ist, die unser Heck komplett ausdreht.
Am Nachmittag halsen wir, was etwas Arbeit mit sich bringt: Genoa einrollen, Spibaum abbauen, Bullenstander (Leine die verhindert, dass es das Groß auf die andere Seite schlagen kann) vom Großsegel abnehmen, halsen (mit dem Heck durch den Wind fahren und das Großsegel auf die andere Seite nehmen), Bullenstander anbringen, Spibaum auf der anderen Seite aufbauen, Vorsegel auf der Seite wieder ausrollen. So fahren wir wieder Schmetterling nur mit den Segeln genau auf der anderen Seite und unser Kurs ist wieder südlicher. Ansonsten wird vor allem viel gelesen und geschlafen. Das Wetter ist in der Früh noch bewölkt, klart jedoch im Laufe des Tages auf und wird zu wolkenfreiem blauen Himmel.

Etmal: 172 nm (zweitschnellstes Etmal auf der Reise)
Distanz bis Panama: 225 nm
Essen: Thunfischtortillas, Thunfischtartar mit Avocadocreme

Curaçao - Panama Tag 5

Wed Apr 23 2025 18:04:00 GMT-0400 (Bolivianische Zeit)

Nach dem Sonnenuntergang, in einem kleinen Wolkenloch, konnte in der Nacht wieder die Milchstraße bewundert werden. Nachdem der Wind etwas gedreht hat, ging es südlicher hinab als geplant.

Untertags hat Peter den ganzen langen Tag sein Buch am E-Reader gelesen. Ines und Romana haben ihren Tag mit spielen verbracht - zuerst Würfelpoker und dann „the Game”. Zwischendurch haben wir unseren Spibaum abgebaut, sind eine Halse gefahren und haben anschließend das Leichtwindsegel (Gennaker) aufgezogen da der Wind nachgelassen hat. Leider ging es nicht ganz einwandfrei. Nachdem wir endlich alle Leinen entwirrt hatten, ging ein Low-Friction-Ring in den unendlichen Tiefen des Ozeans verloren und durch eine plötzliche Welle ist zu guter Letzt auch noch eine Umlenkrolle kaputt gegangen. Danach hat es uns aber gut vorwärts gebracht, so dass wir unsere kulinarischen Thunfischtage vorsetzten konnten.

Über Nacht bergen wir den Gennaker wieder und fahren mit der Genoa weiter. Morgen kommen wir dann endlich auf San Blas an hoffentlich bringt uns der Wind perfekt nach dem Sonnenaufgang zum Ankerplatz!

Etmal: 167 nm
Distanz bis Panama: 99 nm
Essen: Quesadillas, Thunfischsteak mit Kochbanane und Reis

Curaçao - Panama Tag 6

Thu Apr 24 2025 11:30:00 GMT-0400 (Bolivianische Zeit)

Kurz nach Sonnenaufgang kommen wir in Porvenir, der Hauptstadt der San Blas Inseln, an. Wir lassen den Anker im Wasser fallen und sehen Delfine zwischen unseren Boot und dem Land schwimmen. Noch bevor wir das Dinghy aufpumpen, kommen schon einheimische Kuna vorbei - sie wollen uns alles mögliche verkaufen. Wir erstehen eine handgenähte Flagge der Region - es erinnert uns an eine spanische Flagge mit einem linksgedrehten Hakenkreuz. Wir lesen später, dass es einen Oktopus symbolisieren soll, der die Welt erschaffen hat. Allerdings ist es auch die alte Fahne der San Blas Inseln. Wir fahren zur kleinen Insel, auf der es  außer einem kleinen Gästehaus, dem Kulturzentrum und einer Flugzeuglandebahn nur Palmen und Sand gibt. Es ist unglaublich kitschig. Die Insel mit der eigentlich Hauptstadt Porvenir liegt direkt daneben und ist vollbebaut mit kleinen Holzhütten. Nach einem schnellen und einfachen Einklarierungsprozess lichten wir auch schon den Anker und fahren wieder nach Osten zu einer der unzähligen San Blas Inseln. Dort machen wir aus unserem Fang Thunfisch Sushi und genießen das schöne Wasser zum Baden. Wir freuen uns schon auf die kommenden Tage in diesem Inselparadies!

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Dushi Curaçao